Lichtformer sind unverzichtbar, wenn man mit Blitz fotografieren will. Erst durch sie ist man in der Lage, das Licht effektiv dorthin zu leiten, wo es sein soll. Aber welche Arten von Lichtformern gibt es und welches Zubehör sollte man haben? Und gibt es Fehler, die man beim Kauf machen kann? Zehn Fragen an Profi-Fotograf Harald Kröher.
1. Was ist ein Lichtformer?
2. Für welche Szenarien braucht man Lichtformer?
3. Welche Arten von Lichtformern gibt es und welche Lichtformer braucht man wofür?
4. Worauf sollte man beim Kauf besonders achten?
5. Welches Zubehör sollte man für die Grundausstattung im Studio mindestens haben?
6. Was sind die häufigsten Anfängerfehler bei der Arbeit mit Lichtformern?
7. Was wäre denn beispielsweise die Grundlage des Belichtens?
8. So, und jetzt noch ein paar wertvolle Insider-Tipps vom Profi.
9. Was sind grob die Vorteile einzelner Lichtformer?
10. Welche Qualitätsunterschiede gibt es bei Blitzen?
1. Was ist ein Lichtformer?
Ein Lichtformer ist ein Aufsatz für Blitz- oder Dauerlicht, welcher das Licht auf das zu fotografierende Motiv lenkt. Hätte man beispielsweise bei Blitzköpfen keine Möglichkeit das Licht auszurichten, dann gäbe es keine Bündelung und es wäre vollkommen ungeordnet – diffus. Es würde also zu allen Seiten wegströmen.
Former geben hier die Möglichkeit, das Licht dorthin zu richten, wo wir es haben wollen. Es kann gebündelt, aber auch fast diffus gemacht oder auch ganz gezielt fast punktuell eingesetzt werden.
Zusammenfassend kann man sagen: Ohne Lichtformer gibt es keine Fotografie mit Blitztechnik.
2. Für welche Szenarien braucht man Lichtformer?
Eigentlich gibt es in der Studiofotografie kein Szenario, bei dem man keine Lichtformer einsetzt. Wenn man das Licht nicht richten kann, versagt die Studiofotografie. Deshalb braucht man Lichtformer in allen Variationen.
Unter Fotografen gibt es den augenzwinkernden Spruch: „Available Light nutzen nur Fotografen, die nicht blitzen können“.
Die Kunst ist dabei, so zu blitzen, dass es nicht aussieht als hätte man das Motiv abgeschossen. Die Ästhetik für das Auge entsteht also erst, wenn das Licht gerichtet ist.
Ohne Blitz keine Lichtformer, ohne Lichtformer kein Blitz.
3. Welche Arten von Lichtformern gibt es und welche Lichtformer braucht man wofür?
Es gibt diverse Arten von Lichtformern. Reduzieren kann man die verschiedenen Varianten aber auf:
- Softboxen mit Innen- und Außendiffusor und Wabeneinsatz
- Stripes (auch Striplight genannt) sind im Prinzip auch Softboxen, die durch ihre Bauweise eine eigene Härte erzeugen
- Standardreflektoren, die es in verschiedenen Ausführungen und mit diversen Einsätzen gibt z.B. den Engstrahlreflektor (Tube) und
- Den Beauty Dish
Was macht ein Beauty Dish? Der Name Dish (Schüssel) deutet bereits auf die Bauform des Beauty Dish hin. Es handelt sich um einen sehr weitwinkligen, flachen Reflektor, dessen Öffnung durch eine kleine Verblendung verdeckt wird: Die metallenen Beauty Dishes sind für Portraits im Studio sehr gut. Wenn man aber viel unterwegs ist, sollten sie faltbar sein, was beispielsweise der Vorteil an Rollei-Produkten ist.
Wichtig ist, dass ein Wabeneinsatz (Grid) dabei und die Beschichtung nicht löchrig ist.
Fakt ist auch, dass das Licht einer Softbox manchmal für ein Portrait zu flau wirkt.Mit dem faltbaren Beauty Dish von Rollei kann man da aber sehr gut arbeiten.
Reflexschirme sind im Grunde nichts anderes als Regen- oder Sonnenschirme mit reflektierender (Weiß oder Silber beschichteten) Innenfläche, die verkehrt herum, also mit der Öffnung nach hinten vor die Lichtquelle montiert werden – sodass der Blitz direkt in den Schirm schießt. Das Motiv wird dann vor die Öffnung des Reflexschirms platziert, damit das vom Schirm reflektierte Licht auf das Motiv gelenkt wird.
4. Worauf sollte man beim Kauf besonders achten?
Sehr wichtig: Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen. Deshalb sollte man sich überlegen, wofür man das jeweilige Zubehör braucht.
Fotografiert man nur im Studio, kann man auch die „Salatschüssel“ (metallener Beauty Dish) nehmen. Ist man viel unterwegs, muss das Zubehör schnell und einfach faltbar sein.
Insgesamt sollten Lichtformer gut transportierbar (eigene Transporttasche) robust und wetterfest sein, wobei auch bei widrigen Temperaturen eine einfache Montage (Bajonettanschluss, zum Beispiel Bowens) auf dem Blitzkopf gegeben ist. Auch wäre es wünschenswert, dass ein Diffusor für Innen und Außen, Stripe und Wabe in einem Paket verfügbar sind.
Stative sollten abgefedert, leicht arretierbar, robust und gut transportierbar sein, auch sollte man vorher die Wetterfestigkeit von Stativen und Lichtformern prüfen. Eine große Softbox hat auch eine große Angriffsfläche für Wind und Wetter. Bei Wind sollte man deshalb zur Not ganz einfache Standardreflektoren nutzen, die nur eine kleine Angriffsfläche haben.
5. Welches Zubehör sollte man für die Grundausstattung im Studio mindestens haben?
Für die Grundausstattung plädiere ich immer für drei Blitzköpfe. Auf diese Weise kann man recht einfach ein Grund-Set aufbauen, das in sich völlig variabel und multipel ist:
- Frontallicht (z.B. Beauty Dish), geloopt und mit Butterfly-Einstellung auf das Gesicht des Menschen. Geliebt von Marilyn Monroe, durch die der Beauty Dish richtig bekannt geworden ist, (Augenreflex ist rund wie die Pupille) und geloopt heißt ca. 30 Grad zur Seite
- Parabol oder Stripe (Striplight) von der anderen Seite senkrecht zum Model
- Kopflicht mit Standardreflektor, (abgeschattet, Hintergrund ist schwarz und kann, je nach Bedarf, mit viertem Kopf beleuchtet werden)
Bei diesem Setaufbau kann man mit dem Licht spielen. Das Hauptlicht (Beauty Dish) sollte bestenfalls zwei Blendenstufen heller sein als das Seitenlicht mit dem Stripe oder auch umgekehrt. Immer mit der Fragestellung, was das Foto ausdrücken soll. Das Kopf- oder Konturlicht versetzt hinter dem Model ist ebenfalls variabel und richtet sich nach der Haarfarbe und dem Hauttyp des Models.
6. Was sind die häufigsten Anfängerfehler bei der Arbeit mit Lichtformern?
Ein Hauptfehler ist, dass das Licht nicht richtig ausgerichtet wird. Bedeutet, dass das Kopflicht nicht auf das Haar geht, sondern darüber oder in den Nacken.
Tipp: Bevor man fotografiert, sollte man als Fotograf neben dem Model stehen und schauen, ob das Licht auf den Kopf gerichtet ist.
Ansonsten fotografiert man möglicherweise ein ganzes Set und sieht erst dann, dass das Licht nicht passt. Wichtig ist, dass man sich die Grundlagen der Blitztechnik aneignet, also auch mit einem Belichtungsmesser umgehen kann. An Volkshochschulen werden Grundlagenkurse angeboten, die man auf jeden Fall besuchen sollte.
Das wäre sonst für mich wie Schreiben lernen, ohne die Buchstaben zu können.
7. Was wäre denn beispielsweise die Grundlage des Belichtens?
Zum Beispiel, die fünf verschiedenen Licht-Setups in der Portraitfotografie zu kennen.
- Butterfly Light, auch Paramount Light: Dieses Licht-Setup war besonders populär im Hollywood der 1930er Jahre. Das Licht steht mittig über dem Kopf des Models in einem Winkel von 25° bis 70° und erzeugt einen charakteristischen, schmetterlingsförmigen Schatten unter der Nase.
- Split Light:Eine Seite des Gesichts ist direkt beleuchtet, die andere abgeschattet. Das Licht steht im 90°-Winkel zum Model. Dieses Licht ist sehr dramatisch.
- Loop: Ein kleiner Schatten der Nase fällt auf die Wange des Models, berührt aber nicht den Schatten der Wange. Dieses Setup wird sehr häufig genutzt. Dafür muss das Licht von leicht oberhalb der Augenlinie des Models Richtung Mundwinkel fallen. Es ist ähnlich wie beim Butterfly Light über dem Kopf des Models, jedoch leicht nach rechts oder links verschoben (zwischen 20° und 50°).
- Rembrandt: Namensgeber Rembrandt hat dieses Licht oft für seine Bilder genutzt. Es ist ähnlich dramatisch wie Split. Das Hauptlichtlicht steht dabei über dem Kopf des Models, ist jedoch stark zur Seite verschoben. Es entsteht ein markantes Lichtdreieck auf der zur Kamera zeigenden, verschatteten Wange des Gesichts
- Broad Light: Ähnliche Lichtposition wie beim Rembrandt Light, jedoch ist das Gesicht des Models vom Licht abgewandt. So zeigt die stark beleuchtete Seite des Gesichts zur Kamera und das Lichtdreieck auf der Wange ist auf der abgewandten Seite.
8. So, und jetzt noch ein paar wertvolle Insider-Tipps vom Profi.
Bevor man sich minderwertige Ware kauft, sollte man lieber ein bisschen warten und sich dann etwas Hochwertiges zulegen. Beispielsweise den Freeze 6 mit verschiedenen Lichtformern, den man universell nutzen kann. Er überzeugt mich immer wieder in allen Situationen und nicht nur mit seiner gängigen Menü-Führung und extremen Robustheit. Solch ein Blitzkopf mit Lichtformern ist natürlich keine Anschaffung für ein Jahr, sondern sollte auch dann noch genügen, wenn die Ansprüche gewachsen sind, denn die ändern sich im Laufe der Zeit sehr oft.
Nach und nach kann man dann das Equipment erweitern, je nach dem, was man fotografieren will.
9. Was sind grob die Vorteile einzelner Lichtformer?
Der Vorteil eines Reflex-Schirms ist beispielsweise, dass er sehr homogenes, weiches Licht abgibt, das je nach Beschichtung der Innenseite Gold, Silber oder einfach hell wirkt. Außerdem ist er billiger als eine Softbox – er kostet etwa ein Viertel des Preises. Kleine Schirme sind im Freien auch sehr gut einsetzbar. Ein sehr großer Vorteil ist an der Stelle der leichte Transport.
Wenn möglich, kann man bei Akt und Porträt Schirme einsetzen. Nur einen Blitzkopf und einen Schirm allein würde ich nicht verwenden, sondern ich brauche immer noch hartes Licht, beispielsweise einen Stripe von der Seite als Konturlicht oder ein zusätzliches Kopflicht mit einem Standard-Reflektor hinter dem Model versetzt.
So erreicht man Tiefe im Foto und wie man im Fotografenjargon sagt, das Bild wirkt nicht platt.
10. Welche Qualitätsunterschiede gibt es bei Blitzen?
Es gibt große Qualitätsunterschiede. Hochmoderne Technik ist nur mit hochmodernen Blitzköpfen möglich. Ich würde mir deshalb niemals einen Blitz (vor allen Dingen für Outdoor-Fotografie) kaufen, der nicht mit HSS-Technik arbeiten kann. Wenn er nicht auf den zweiten Verschluss blitzen kann, ist es einfach nicht gut. Denn Bewegung zu zeigen, ist ja ein Hauptanliegen in der Fotografie.
Wenn diese Grundtechniken nicht vorhanden sind, brauche ich mir keine modernen Blitzköpfe zu kaufen. Entscheidend ist auch heute, dass die Blitze akkubetrieben sind.Der muss natürlich eine gewisse Power haben und nicht schon nach 100 Schuss gewechselt werden. Sicherlich ist das auch immer sehr stark temperaturabhängig.
Ich sage immer: Was soll ich mit einem Blitzkopf, der nur über Kabelanschluss verfügt, wo ich am Strand ja wirklich selten eine Steckdose habe.